Jesus ist gekommen, uns das ‚Leben in Fülle zu geben’ (Joh 10,10). Und diese Fülle des Lebens ist für unseren Leib, unseren Geist und unsere Seele. Der Hl. Paulus sagt: „Der Gott des Friedens… bewahre euren Geist, eure Seele und euren Leib unversehrt, damit ihr ohne Tadel seid, wenn Jesus Christus, unser Herr, kommt“ (1 Thess 5,23).
Sehr oft stellen wir fest, dass wir diese Fülle des Lebens, das Jesus uns schenken will, nicht erfahren können. Im Buch der Psalmen lesen wir: „Sie, die saßen in Dunkel und Finsternis, gefangen in Elend und Eisen, die den Worten Gottes getrotzt und verachtet hatten den Ratschluss des Höchsten, deren Herz er durch Mühsal beugte, die stürzten und denen niemand beistand…Sie, die dahinsiechten in ihrem sündhaften Treiben, niedergebeugt wegen ihrer schweren Vergehen, denen vor jeder Speise ekelte, die nahe waren den Pforten des Todes“ (Ps 107, 10-12; 17-18).
Aber wenn wir, nachdem wir „unseren Hunger mit dem Futter der Schweine gestillt“ (vgl. Lk 15,16), bereit sind, uns zu besinnen und uns entscheiden, ins Haus unseres Vaters zurückzukehren, dann können wir die vergebende Liebe und die Barmherzigkeit des Herrn erfahren.
Der Psalmist teilt seine eigene Erfahrung mit: „Solang’ ich es verschwieg, waren meine Glieder matt, den ganzen Tag musste ich stöhnen….meine Lebenskraft war verdorrt wie durch die Glut des Sommers. Da bekannte ich dir meine Sünde und verbarg nicht länger meine Schuld vor dir. Ich sagte: Ich will dem Herrn meine Frevel bekennen. Und du hast mir die Schuld vergeben“ (Ps 32, 3-5).
Der Zweck des Sakraments der Beichte wird von der Kirche so erklärt: „Der Herr Jesus Christus, der Arzt unserer Seelen und unserer Leiber, der dem Gelähmten die Sünden vergeben und ihm wieder die Gesundheit geschenkt hat, (vgl. die Heilung des Gelähmten – Mk 2,1-12), will, dass seine Kirche in der Kraft des Heiligen Geistes sein Heilungs- und Heilswerk fortsetzt. Dessen bedürfen auch ihre eigenen Glieder…“ (KKK 1421). Als der Auferstandene Herr am ersten Tag der Woche den Aposteln hinter verschlossenen Türen erschien, sagte er ihnen: „Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch“. Dann hauchte er sie an und sprach zu ihnen: „Empfangt den Heiligen Geist! Wem ihr die Sünden vergebt, dem sind sie vergeben; wem ihr die Vergebung verweigert, dem ist sie verweigert“ (Joh 20, 21-23).
Der Hl. Paulus wurde zu den Aposteln gezählt nachdem er die Vision bekommen hatte, dass Jesus ihm eine einzigartige Mission anvertraute, die er mit ganzem Herzen annahm. Ihm war die Bedeutung des Sakraments wohl bewusst. „Gott, der… uns den Dienst der Versöhnung aufgetragen hat. Ja, Gott war es, der in Christus die Welt mit sich versöhnt hat, indem er den Menschen ihre Verfehlungen nicht anrechnete und uns das Wort von der Versöhnung (zur Verkündigung) anvertraute. Wir sind also Gesandte an Christi Statt, und Gott ist es, der durch uns mahnt. Wir bitten an Christi Statt: Lasst euch mit Gott versöhnen! (2 Kor 5, 18-20). Deshalb nennt man dieses Sakrament auch ‚das Sakrament der Versöhnung’.
In Erkenntnis unserer menschlichen Natur in der „alle gesündigt haben“ (Röm 3,23); 1 Joh 1,8), hat der Herr dieses Sakrament seiner Barmherzigkeit und Gnade eingesetzt. Wir können jedoch den Sinn für die Sünde verlieren. Wie unser Selige Papst Johannes Paul II betont hat: Der größte Fluch dieser Generation ist die Unempfindlichkeit gegenüber der Sünde. Durch den Propheten Jesaja sagt der Herr: „Weh denen, die das Böse gut und das Gute böse nennen…“ (Jes 5,20). Nehmen wir an, wir bewahren Gift in einer Flasche auf und versehen sie mit einem Etikett auf dem das Wort: ‚Gift’ steht. Wenn jemand dieses Etikett entfernt und ein Etikett mit dem Wort: ‚Honig’ anbringt, bleibt das Gift dennoch Gift. Ähnlich ist es mit der Sünde: ob wir zugeben dass die Sünde eine Sünde ist oder nicht; Sünde bleibt Sünde.
Wenn wir denken, wir könnten direkt zu Gott beichten, ohne einen Priester als Mittelsmann, bleibt die Gefahr dass der menschliche Sinn die Sünde ‚verdünnt oder Kompromisse damit eingeht’. Jesus befahl: „Wem ihr die Sünden vergebt, dem sind sie vergeben, wem ihr die Vergebung verweigert, dem ist sie verweigert“. Wenn wir den Weg den Jesus befohlen hat nicht gehen, dann übernehmen wir die Verantwortung dafür, dass wir auf eine Weise Vergebung suchen wie WIR es WOLLEN, und NICHT DEN WEG gehen wollen den Jesus wollte.
Ist es nicht eine Versuchung für den modernen Menschen, die Vergebung nicht zu suchen und nicht zu bekommen, und in seiner eigenen Sturheit und Sünde verloren zu gehen, obwohl Gott ihm Seinen Weg um Vergebung zu erhalten gegeben hat?
Es liegt in der menschlichen Natur, wenn wir Fehler machen sich zu entschuldigen . Und unser Herz ist beruhigt wenn wir wissen, dass man uns vergeben hat. Wenn wir im Beichtstuhl die Worte der Absolution hören, sind wir doppelt sicher dass der Herr unsere Sünden vergeben hat, denn Jesus gab den Aposteln und ihren Nachfolgern diese Autorität (Joh 20, 23; 2 Kor 5, 19-20).
Jesus vergibt nicht nur unsere Sünden, sondern er vergisst sie auch, damit wir nicht mit der Schuld der Sünden unserer Vergangenheit leben müssen.
„Wenn wir unsere Sünden bekennen, ist er treu und gerecht; er vergibt uns die Sünden und reinigt uns von allem Unrecht“ (1 Joh. 1, 9). „Denn ich verzeihe ihnen ihre Schuld, und an ihre Sünden denke ich nicht mehr“ (Hebr. 8, 12). „Jetzt gibt es keine Verurteilung mehr für die, welche in Christus Jesus sind“ (Röm. 8,1) .
Die Kirche lehrt uns, dass wir fünf Schritte für eine gültige Beichte beachten sollen. Die Gültigkeit der Beichte hängt nicht vom Beichtvater ab, sondern davon ob der Beichtende diese Schritte einhält:
1. Erforsche dein Gewissen im Licht des Wortes Gottes – besonders in Bezug auf die Zehn Gebote (Ex. 20. 2-17; KKK 2084-2557), die fünf Gebote der Kirche (KKK 2041-2043), ….
Wenn wir nach der Erforschung unseres Gewissens zur Beichte gehen vermehrt das unser Bewusstsein für die Sünde; das führt uns dann zum zweiten Schritt.
2. Bereue deine Sünden – Die Reue war die Hauptlehre Jesu. Am Anfang seiner Verkündigung sagte er: „Die Zeit ist erfüllt, das Reich Gottes ist nahe. Kehrt um, und glaubt an das Evangelium Gottes“ (Mk. 1, 15). Ohne aufrichtig unsere Sünden zu bereuen, können wir das Reich Gottes nicht erfahren. Nach seiner Auferstehung erinnerte er die Jünger an das was in der Schrift steht: „….in seinem Namen wird man allen Völkern,…, verkünden, sie sollen umkehren, damit ihre Sünden vergeben werden“ (Lk. 24, 47).
Nachdem die Zuhörer die erste Predigt des Petrus nach dem Pfingsterlebnis hörten, „traf es sie mitten ins Herz“ und sie sagten zu Petrus und den anderen Aposteln: ‚Was sollen wir tun, Brüder?’ Petrus antwortete ihnen: ‚Kehrt um, und jeder von euch lasse sich auf den Namen Jesu Christi taufen zur Vergebung seiner Sünden…“ Apg. 2, 37- 38). Später ermahnte sie Petrus bei seiner Rede wieder in der Halle Salomos: „Also kehrt um, und tut Buße, damit eure Sünden getilgt werden und der Herr Zeiten des Aufatmens kommen lässt und Jesus sendet als den für euch bestimmten Messias“(Apg. 3, 19-20).
3. Fasse den Vorsatz die Sünde nicht mehr zu begehen. Sowohl die Schrift als auch die Kirche lehrt deutlich, dass die Beichte keine ‚Lizenz wieder zu sündigen’ ist. „Mein Sohn, hast du gesündigt, tu es nicht wieder, und bete wegen deiner früheren Sünden! Flieh vor der Sünde wie vor der Schlange; kommst du ihr zu nahe, so beißt sie dich. Löwenzähne sind ihre Zähne, sie rauben den Menschen das Leben“ (Sir. 21, 1-2). Jesus sagte zur Frau die beim Ehebruch ertappt worden war: „Auch ich verurteile dich nicht. Geh und sündige von jetzt an nicht mehr!“ (Joh. 8,11).
„ Unter den Akten des Pönitenten steht die Reue an erster Stelle. Sie ist „der Seelenschmerz und der Abscheu über die Begangene Sünde, verbunden mit dem Vorsatz, fortan nicht zu sündigen“ (KKK 1451).
4. Beichte die Sünden einem Priester. Die Kirche lehrt, dass „das Geständnis vor einem Priester einen wesentlichen Teil des Bußsakramentes bildet“ (KKK 1456).
5. Verrichte die Buße die der Priester aufgibt. „Die Lossprechung nimmt die Sünde weg, behebt aber nicht alles Unrecht, das durch die Sünde verursacht wurde. Nachdem der Sünder sich aus der Sünde erhoben hat, muss er noch die volle geistliche Gesundheit erlangen. Er muss noch etwas tun, um seine Sünden wieder gutzumachen: er muss auf geeignete Weise für seine Sünden „Genugtuung leisten“, sie „sühnen“. Diese Genugtuung wird auch „Buße“ genannt.“ (KKK 1459).
Jedes Sakrament ist ein sichtbares Zeichen durch das die unsichtbare Gnade Jesu in unser Leben eingegossen wird. „Seine Gnade stellt wieder her, was die Sünde in uns verdorben hat.“ (KKK 1708). Wie der Hl. Augustinus gesagt hat: Wer seine Sünden beichtet arbeitet schon mit Gott zusammen. Gott stellt die Sünde unter Anklage; wenn auch du sie anklagst, bist du mit Gott verbunden. Der Mensch und der Sünder sind, so zu sagen, zwei Realitäten: wenn du das Wort ‚Mensch’ hörst,– das hat Gott gemacht; wenn du das Wort ‚Sünder’ hörst – das ist das was der Mensch selber gemacht hat. Zerstöre das was du gemacht hast, damit Gott das retten kann was er gemacht hat. Wenn du anfängst Abscheu vor dem zu empfinden, was du gemacht hast, dann fängst du an gute Werke zu vollbringen, weil du dich selber wegen deiner bösen Taten anklagst. Der Anfang guter Werke ist die Beichte böser Werke. Tu die Wahrheit und komm zum Licht“.
„Die Versöhnung mit Gott ist das Ziel und die Wirkung dieses Sakraments. Bei denen, die das Bußsakrament reuevoll und fromm empfangen, können „Friede und Heiterkeit des Gewissens, verbunden mit starker Tröstung des Geistes“ folgen. Das Sakrament der Versöhnung mit Gott bewirkt eine wirkliche „geistige Auferstehung“, eine Wiedereinsetzung in die Würde und in die Güter des Lebens der Kinder Gottes, deren kostbarstes die Freundschaft mit Gott ist.“ (KKK 1468).
Mary Pereira